Es wird dieser Tage viel Geld verbrannt in China. Nicht nur von Evergrande & Co., sondern auch vom kleinen Chinesen. Es ist ein zeremonieller Teil ihres Ahnenkultes während des Qingming Festivals. Am Qingming Festival (4.04.24) gedenken die Chinesen ihren verstorbenen Vorfahren und besuchen deren Gräber. An den Gräber werden Essen, Getränke, Blumen und Gegenstände abgelegt, die den Verstorbenen zu Lebzeiten gefielen. Und da die Toten zumeist Gefallen an Geld hatten, wird Papiergeld verbrannt, damit ihnen davon im Jenseits genügend zur Verfügung steht.
Chinas Antwort auf Ostern
Qingming bedeutet so viel wie „Helles Licht“ und hat daher neben der Trauer auch einen lebensbejahenden Aspekt. Es ist zugleich das Fest der Hoffnung und der Zuversicht. Der Frühling ist da, die Temperaturen steigen, die Menschen begehen den Tag gerne im Grünen und lassen Drachen und Lampions steigen. Die Zeit dazu haben sie, denn Qingming ist ein offizieller Feiertag und viele haben sogar drei Tage Urlaub. Und damit nicht zu viel produktive Zeit verloren geht, startet die nächste Arbeitswoche dafür schon am Sonntag. Ganz normaler China Style.
China ist angezählt
In China kann man gerade etwas Licht gut gebrauchen. Die Wirtschaft hat starken Schaden genommen. Sie kämpfen noch immer mit den Folgen ihrer unsinnigen Covid-Politik. Der Einzelhandel ist eingebrochen, ganze Kaufhäuser mussten schließen. Befreundete West-Models und Schauspieler, die jahrelang ein gutes Auskommen hatten, haben das Land verlassen, weil sie kein Geld mehr verdienen. Einige auch, weil der brutale Lockdown sie traumatisiert hat. Zudem hat die Immobilienkrise viele Chinesen um ihre Ersparnisse gebracht. Selbst linientreueste Chinesen berichten mir, dass sie in ihrem Land plötzlich keine Zukunft mehr sehen und wandern aus. Kein großer Exodus, aber zumindest herrscht Verunsicherung.
Vergiss Deutschland, bleib Zuhause!
Nach Deutschland auszuwandern sei keine gute Idee, erklärte ich gestern meiner Freundin May in Shanghai, die ihre Heimat gerne verlassen möchte. Ausländer würden hier aktuell nicht mit offenen Armen empfangen werden, erst recht keine Chinesen, deren Autoexporte hierzulande für viel Unmut sorgen würden. Zudem sei die Stimmung hier generell gerade denkbar schlecht, da alle nur am Jammern seien. Zu wenig Geld, zu wenig Freiheit, zu viel Steuern, zu viele Regeln. Aber das seien ja die gleichen Gründe, warum sie China verlassen wolle, meinte May. Eben! Nach einem 30-minütigen Call hatte ich sie überzeugt, doch besser in Shanghai zu bleiben. Ich habe somit einen Flüchtling erfolgreich abgewehrt. Ob ich mir dafür irgendwo eine Prämie auszahlen lassen kann?
Geht’s uns zu gut oder zu schlecht?
Ja, Deutschland ist nicht mehr, was es mal war. Gott sei Dank könnte man da sagen, aber die meisten sehen das anders. 62 Prozent der Deutschen sind unzufrieden mit ihrem Land, berichten Forscher vom Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Ja, viele radikalisieren sich sogar. Denen hielt jetzt, trotz schlechter Wachstumsprognosen, ausgerechnet Schraubenmilliardär Reinhold Würth (88, drittreichster Deutscher) den Spiegel vor. „Ich wette, dass jeder von euch über ein eigenes Auto verfügt und mindestens einmal im Jahr in Urlaub fährt. Es ist doch wunderbar, dass unser Deutschland eine Ampelregierung aushalten kann, die in vielen Teilen wie ein Hühnerhaufen durcheinander rennt und trotzdem das ein oder andere positive Gesetz auf den Weg bringt.“
Döner und schlechte Laune gehen Hand in Hand
Regional gibt’s in Deutschland große Unterschiede in Sachen Rebellion. In den Döner-Hochburgen der Republik, wo das Geld knapp und das Mobilfunknetz schlecht ist, sind die Menschen besonders unzufrieden. Da ich nicht in Deutschland, sondern in München lebe, erlebe ich das nicht. In meinem Viertel gibt es keine einzige Dönerbude, was ich sehr begrüße, was aber mit der deutschen Realität nichts zu tun hat. In Köln zum Beispiel stinkt’s dermaßen nach verbranntem Gammelfleisch, dass man erwägt Dönerbuden zu schließen, zumal deren Qualm-Wolken krebserregend sind.
Lieber sterben als gehorchen
Und nein, Döner macht nicht schöner. All die schlechtgelaunten Döner-Liebhaber werden nämlich immer fetter. Über die Hälfte der Deutschen haben Übergewicht und 19 Prozent sind sogar fettleibig. Erstaunliche Zahlen, zumal doch von der Ampel gesundheitspolitisch einiges in die richtige Richtung gelenkt worden war. Das nennt man dann wohl zivilen Ungehorsam. Die wollen, dass ich gesund lebe? Pah, die können mich mal. Ich stirb‘ lieber.
Das Gute ist, dass man sich mit derlei Vögeln im Jenseits nicht mehr auseinandersetzen muss. Auch die nervige Schwiegermutter, den tyrannischen Arbeitgeber oder sonstige Arschlöcher muss man dort nicht wiedersehen. Nein, im Jenseits gesellt sich Gleich zu Gleich. So zumindest Jenseits-Experte Paul Meek, 65, dessen Münchner Show ich mir zur Einstimmung aufs Osterfest angeschaut habe. Der in Wales geborene ehemalige Opernsänger ist seit einer kindlichen Nahtoderfahrung hellsichtig und gilt als eines der bekanntesten Medien Europas.
Der Himmel ist nur einen Schritt entfernt
„Wäre ich in Deutschland aufgewachsen, hätte man mich wahrscheinlich in die Psychiatrie gesteckt, aber in England, wo in jeder Straße wenigstens ein Hellseher und ein Geistheiler wohnen, wurden meine Potenziale früh gefördert.“ Mit Erfolg. Einzelsitzungen kann Paul aufgrund der großen Nachfrage schon lange nicht mehr anbieten. Er füllt große Säle, in denen er über das Leben nach dem Tod doziert und Jenseits-Kontakte für Menschen im Publikum herstellt. Ich hatte sowas schon mehrfach in England erlebt, wo derlei Demonstrationen gang und gäbe sind, aber in Deutschland habe ich Vergleichbares noch nicht gesehen. Meek, der vor 30 Jahren nach einem Bayreuther Wagner-Auftritt hier hängengeblieben ist, versteht sein Geschäft und ist zudem eine Rampensau, der seine Botschaften humorvoll zu verpacken weiß. Einen Besuch in einer seiner Shows kann ich daher wärmstens empfehlen. Es tut gut zu erleben, dass der Himmel nur einen Schritt entfernt ist.
Vom Apfel der Erleuchtung naschte Jobs erst am Schluss
Dass der spirituelle Weg alternativlos ist, erkennen die meisten Menschen erst kurz vor Sendeschluss. Egal wie ungläubig, kurz vor ihrem Ende spüren die Menschen für gewöhnlich, dass da mehr ist, als sie bislang zu glauben vermochten. Einige Hospiz-Besuche haben mir das bestätigt. Auch Apple-Gründer Steve Jobs, der bekanntermaßen ein Leben lang dazu tendierte, ein Soziopath zu sein, taute gegen Ende auf. Als er merkte, dass sein Krebs nicht aufzuhalten war, interessierte er sich plötzlich für mehr als nur Einsen und Nullen.
Wo Steve das Beten lernte
Steve Jobs besuchte in seinen letzten beiden Lebensjahren mehrfach Wat Pho in Bangkok, den bedeutendsten buddhistischen Tempel Thailands, wo er viele Fragen über den Buddhismus stellte und sich das Beten lehren ließ. Auf seinem Sterbebett soll der 56-Jährige angeblich bekannt haben, dass er abseits seiner Arbeit wenig Freude im Leben gehabt habe. „In diesem Augenblick, wo ich in einem Krankenbett liege, und auf mein ganzes Leben zurückblicke, verstehe ich, dass all die Anerkennung und all der Reichtum, worauf ich so stolz war, an Wert verloren haben vor dem Gesicht des kommenden Todes. Den Reichtum, den ich im Verlaufe meines Lebens angehäuft habe, kann ich jetzt nicht mitnehmen. Was ich jetzt noch mitnehmen kann, sind Erinnerungen, die auf der Liebe basieren und mit Liebe erschaffen worden sind.“ Später tauchten Zweifel auf, ob er die Nachricht wirklich selber verfasst habe. Aber egal, denn seine allerletzten Worte, die er seiner Schwester sagte, die ihm am Totenbett die Hand hielt, waren mindestens genauso gehaltvoll: „Oh wow. Oh wow. Oh wow.“
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