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Klimawandel – was soll das sein?

Rammstein ist in Barcelona abgesoffen. Ja, die Herrschaften treten noch auf. Da Till Lindemann kein sexueller Missbrauch nachgewiesen werden konnte, darf er weiterhin ungestraft die Ohren von Millionen von Teenagern vergewaltigen. Er tritt sogar wieder mit der berüchtigten Spermakanone auf, denn man hat natürlich nichts dazu gelernt, nein, Rammstein lässt sich nichts sagen. Außer von Petrus. Das Gewitter, das der Wettergott über dem Konzert in Barcelona heruntergehen ließ, war so stark, dass aus der Spermakanone kein Schaum, sondern nur Pisse herausschoss. Selbst die Pyrotechnik zündete nicht so opulent wie gewohnt. Hartgesottene Fans wie mein Bruder (ja, in jeder Familie gibt es ein schwarzes Schaf) blieben trotzdem im Stadion. Und Till Lindemann soll es sichtlich genossen haben, dass die Damen in Row Zero alle pitschnass waren. 

Die Welt säuft ab

Parallel zum Rammstein-Konzert ist der Flughafen von Palma de Mallorca abgesoffen und konnte wegen Überschwemmungen von mir nicht wie geplant angeflogen werden. Die Hochwasserpegel in meiner bayerischen Heimat erreichten ebenfalls Rekordhöhe, einige Menschen ertranken sogar in den Fluten. Meine Bangkoker Freundin Gigi ist vor der schlimmsten Hitzewelt Thailands in die Schweizer Berge geflüchtet. Wir konnten uns bisher nicht treffen, da sie in Zermatt festsitzt, dass wegen einer Sturzflut von der Außenwelt abgeschnitten ist. 

Meine Schwiegertochter, Winzerin in Rheinhessen, hat kaum Zeit für meinen Enkel, da sie Tag und Nacht damit beschäftigt ist, die von Unwettern geplagte Ernte zu retten. Der zweijährige Knirps bekam gerade einen motorisierten Traktor geschenkt, in der Hoffnung, dass er ab nächstes Jahr bei der Ernte mit anpacken kann, denn trotz Flüchtlingsschwemme gibt es zu wenig Erntehelfer. Meine andere Schwiegertochter ist schwanger und hing drei Tage lang in Griechenland fest, weil sie auf Anraten des Arztes bei 45 Grad Außentemperatur das Hotel nicht verlassen sollte. Ein Freund aus Istanbul meldet ähnlich unangenehme Hitzerekorde und ist heilfroh, dass er nicht nach Mekka gepilgert ist. Dort sind bei 50 Grad gerade über 1.300 Pilger gestorben.

Für manche geht es ums nackte Überleben

Der Fischer am Starnberger See, bei dem ich seit Jahren einkaufe, hat seinen Betrieb eingestellt. Es lohne sich nicht mehr. Bedingt durch die erhöhten Wassertemperaturen hätten giftige Algen und Nährstoffmangel die Populationen schrumpfen und manche sogar aussterben lassen. Ein paar Renken bekommt man zwar noch am See, aber die sind nur halb so groß wie früher und dafür doppelt so teuer. 

Ähnliche Situation in Kroatien. Marino, der Fischer, der üblicherweise 5 Liter-Kanister Olivenöl für 40 Euro verkauft, konnte mir wegen der schlechten Ernte nur 1,5 Liter für 30 Euro abgeben. Marino brauchte bisher nicht viel Geld, um über die Runden zu kommen, da er Selbstversorger ist. Ernteausfälle treffen ihn daher hart. Und da seine Insel in einem Naturschutzgebiet liegt, wo man das mit dem Umweltschutz dank EU-Beitritt plötzlich ganz genau nimmt, wurde ihm jetzt auch noch das private Fischen untersagt. Er riskiert 1.000 Euro Strafe, indem er nachts heimlich fischen geht, weil er sonst verhungern würde. Wie er auf Dauer überleben wird, steht in den Sternen.

Klimawandel? Scheiß drauf!

Naturkatastrophen, wohin man schaut. Und das waren nur ein paar Beispiele, in die ich in den letzten zwei Wochen persönlich involviert war. Die Liste ließe sich bestimmt endlos fortsetzen. Es ist fünf vor zwölf. Das dürfte eigentlich jedem klar sein. Was macht man da? Weiter leben wie bisher und hoffen, dass alles wieder gut wird? Den Klimawandel verleugnen und Nazis wählen? Oder vielleicht doch besser irgendwas ändern? Es hätte einige Optionen bei der Europawahl gegeben. Man hat dann doch lieber gegen Veränderungen gestimmt. Grün hat verloren. Braun hat gewonnen. Braun wie Scheiße.

Grün sind TikToker nur hinter den Ohren

Wie kann man angesichts all der Hiobsbotschaften nicht grün sein? Wohlgemerkt nicht grün hinter den Ohren, denn Grünschnäbel gab es bei den letzten Wahlen genügend. Welcher Schlauschlumpf kam eigentlich auf die Idee, dass man Kinder wählen lassen soll? Was interessiert einen 16-Jährigen? Bei mir drehte sich in dem Alter alles um Sex und Drogen. Wer auch immer die Cannabis-Freigabe auf 16 reduziert hätte, hätte meine Stimme bekommen. Oder womöglich hätte ich einfach die Kandidatin mit dem schönsten Hintern gewählt. Mit 16 Jahren ist man ein Fähnchen im Wind. Die AfD (eine umstrittene deutsche rechtspopulistische Partei) hat das erkannt und die TikTok-Generation mit irgendwelchen Pokémon in die Wahlkabinen gelockt. Hat funktioniert. Politik ist jetzt also ein Videospiel. 

Was funktioniert auf TikTok? 

Vielleicht muss man der TikTok-Generation einfach attraktivere Idole als den schwedischen Terrorzwerg servieren, um sie für das Thema Umwelt zu interessieren. Vielleicht eher eine Art Pamela Anderson 2.0 – sie hat auch schwedische Wurzeln. Ihr Entdecker David Hasselhoff, der gerade bei dem verregneten Andreas Gabalier-Konzert in München auf der Bühne stand, engagiert sich seit langem für den Umweltschutz, wie er mir im Interview erklärte.

„Ich mache mir große Sorgen um die Welt und das Klima. Ich bin einst extra nach Los Angeles gezogen, weil dort das ganze Jahr die Sonne scheint. Plötzlich regnet es dort. Oder es wird so heiß, dass Buschbrände alles niederbrennen. In meiner direkten Nachbarschaft verbrannten ganze Populationen von Babyschildkröten. Seitdem setze ich mich für diese Spezies ganz besonders ein.“

Wie sieht dein alter Arbeitsplatz, der Strand von Malibu, heute aus?

Plastikfrei. Früher wie heute. Dafür sorge ich zusammen mit meinem Sponsor „SodaStream“. Auch bei mir zu Hause gibt es keine Plastikverpackungen mehr. Umweltschutz ist mehr, als nur mit einem Kamerateam am Strand von Malibu Plastikmüll einzusammeln. Den Klimawandel kann man nur bremsen, wenn man an 365 Tagen im Jahr engagiert ist. 

Was passiert, wenn jemand um Hilfe schreit, während du am Strand Müll einsammelst?

Dann hat er Pech gehabt. Ein Ertrinkender sollte sich besser nicht auf mich verlassen, denn ich bin kein besonders guter Schwimmer. Ich hatte zwar seiner Zeit ein paar Kurse besucht, aber unterm Strich muss man als Schauspieler nur gut aussehen. Das meiste ist Show. Und davon gab es jede Menge bei Baywatch.

Erklär mal.

Nachdem ich als Produzent für Baywatch verantwortlich zeichnete und Probleme hatte Geld aufzutreiben, durfte jeder Konzern, der mir Sendeminuten finanzierte, seine Produkte bei uns darstellen - egal, wie seltsam diese waren. Kein Rettungsschwimmer der Welt würde sich von dem Mist ernähren, den wir in der Serie verputzten. Und als das Geld noch immer knapp war – wir hatten nur 800.000 statt der benötigten 1,2 Mio. Dollar pro Folge – erfand ich die Zeitlupe, um die Sendezeit zu füllen. Ich sagte zum Kameramann: „Filme einfach diese wunderbaren Frauenhintern am Strand. Und zwar in Zeitlupe.“ Dafür mussten wir weder Drehbuchautoren bezahlen noch teure Schauspieler engagieren.

Bis auf Pamela Anderson.

Sie war damals noch nicht teuer, denn wir haben sie erst berühmt gemacht. Ich weiß noch genau, wie Pamela zum Casting kam. Ich habe keine Sekunde gezögert und sie sofort genommen. Sie passte perfekt in die Besetzung: Traumkörper in schöner Umgebung, aufgenommen in großartigen Bildern, ohne viel Text, aber dafür mit viel Herz und Seele. Das Konzept ging auf, wir verkauften in über 140 Länder und landeten mit über 1,1 Milliarden Zuschauern im Guinness Buch der Rekorde.
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Warum funktionierst du in Deutschland so gut?

Das hat vor allem mit meiner Musik zu tun. Als ich Silvester 1989 an der Berliner Mauer „Looking for Freedom“ sang und mir 500.000 Menschen zujubelten, war das für alle Beteiligten ein großer Moment. Der Song wurde zur Hymne der deutschen Wiedervereinigung und wir verkauften elf Millionen Singles. Ich denke, in einem Land wie Deutschland, in dem alles gerne etwas zu ernst genommen wird, weiß man es zu schätzen, wenn da jemand lockeren Spaß vermittelt. 

Ist dem Beachboy die Karriere in den Schoß gefallen?

Nein, mir ist nichts zugeflogen. Ich habe mir mein eigenes Glück kreiert. Und auf meinem Weg habe ich eines gelernt: Das Leben ist nicht fair! Ich habe einige herbe Enttäuschungen erlebt. Es hat sehr wehgetan zu erleben, wie sogenannte Freunde mich in Krisenzeiten von heute auf morgen fallen ließen. Da wurde mir klar, warum es Showbusiness und nicht Show-Friends heißt. Es geht alles nur ums Geld.

Davon dürftest du genug haben. 

Kein Grund, in Rente zu gehen. Stell dir mich als Opa vor, der zu Hause auf der Couch sitzt und 'Bridgerton' schaut. Nein, wirklich nicht. Ich brauche die Bühne, brauche Action. Ich habe die Berliner Mauer eingerissen und werde nicht aufhören, bis ich auch die Chinesische Mauer geschafft habe. 
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