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Harte Zeiten für Hypochonder

Mittlerweile wieder in Deutschland und Pandemie-bedingt mit Einreiseverbot nach China belegt. Das ist ärgerlich, denn ich habe meine Seele in China gelassen und wandle daher aktuell nur im physischen Körper durch München. Eine klassische Spaltung. Quasi nach Lehrbuch. Meine Therapeutin hat telefonisch alle Hände voll zutun. Aber gut, über derlei Probleme wage ich aktuell kaum zu klagen. Über was ich mich jedoch sehr wohl aufrege, ist das Gerücht, wonach man vom Corona-Virus nur einmal befallen werden könnte. Angeblich wäre man nach einer durchlebten Infektionszeit von 14 Tagen immun gegen weiteren Virenbefall. Totaler Blödsinn. Ich war bereits dreimal infiziert.

Catherine und Tochter Charlotte in Wuhan

Das erste Mal erwischte mich Covid-19 im Januar, als das Drama in China anfing seinen Lauf zu nehmen und ich so leichtsinnig war, mit Freunden in Wuhan zu telefonieren. Infolge lag ich zwei Wochen mit Grippesymptomatik flach: Schnupfen, Gliederschmerzen, heiße Birne, das ganze Programm. Nicht lebensbedrohlich, aber echt fies. 

Gerade wieder auf den Beinen, meldete sich meine Freundin Nikki aus Shanghai und klagte über Quarantäne bedingte Langeweile. Die lebensfrohe junge Schauspielerin, normalerweise den ganzen Tag auf Rollerblades in der Stadt unterwegs, wurde zu einem Monat Hausarrest in ihrem 20 Quadratmeter-Appartement im 26. Stock in Pudong verdonnert.

Mit Nikki in Shanghai

Und das obwohl sie nicht mal eine bestätigte Infektion hatte. Natürlich wollte ich meiner guten Freundin beistehen, zumal ich im guten Glauben lebte, dass ich mittlerweile immun gegen den Virus sei. So vertrieb ich Nikki die Langeweile mit ein paar WeChat-Sessions.

Intimität in Zeiten von Corona

 

 

 

 

 

 

 

Leider war Nikki tatsächlich infiziert. Und prompt hat es mich wieder erwischt. Volle Breitseite, der ganze Rotz wieder von vorne. Ich konnte es kaum glauben, aber es war eindeutig. Natürlich brauchte ein sensibles Wesen wie zur Bestätigung keinen Test. Also zwei Wochen alles wieder rausgeschwitzt und gut war‘s. Wieder genesen, beschloss ich fortan sorgsamer mit meiner Gesundheit umzugehen und entschied mich vorsichtshalber meine chinesischen Kontakte für eine Zeitlang auf Eis zu legen. WeChat abgemeldet. Safety first. Klar. 

Wenn einem Covid ein Bein stellt

Umsonst. Kurz nachdem das Virus den Weg nach Europa gefunden hatte, trat plötzlich Jasmin in mein Leben. Niemals hätte ich gedacht, dass die schöne Frau, die mir quasi in den Schoß gefallen war, schlecht tun könnte. Im Gegenteil, wir verbrachten eine sehr schöne Nacht zusammen. Als Jasmin am nächsten Morgen lamentierte, wie sehr sie den Sex in den letzten beiden Wochen Grippebedingt vermisst hätte, ahnte ich schon, was da kommen würde. Als ich kurz darauf krank wurde, war klar, dass Corona mich überlistet hatte. Er war nach München gereist, hatte sich eine attraktive Wirtin ausgesucht, nur um mir ein Bein zu stellen. Ja, Corona und ich, das scheint eine ganz persönliche Angelegenheit zu sein.

Gezeichnet von drei Infektionen

Zurück im alten Dilemma 

Dabei glaubte ich Anfang des Jahres noch, dass ich meine Hypochondrie längst überwunden hätte. Mein Hausarzt bekommt angesichts meines Anblicks schon lange keine Lachanfälle mehr, sondern begrüßt mich wie einen ganz normalen Patienten. Also mehr oder weniger, ok, er schmunzelt vielleicht noch ein wenig, aber vielleicht auch weil er gutes Geld mit mir verdient. Zwar keine wöchentlichen Vitamininfusionen und Blutbilder mehr, aber immerhin noch monatlich. Ganz normale Gesundheitsvorsorge halt. Gefunden hat er in den letzten 13 Jahren trotzdem nie was. Aus Frust darüber hatte ich ihm eine Zeitlang den Rücken gekehrt und mein Glück bei diversen Heilern, Hellsehern, Schamanen und Energiearbeitern gesucht. Auf die ist Verlass, die finden immer irgendwas. Sei es ein karmisch bedingtes Leiden aus der letzten Inkarnation oder auch nur eine temporäre Störung im aktuellen Energiefluss. Nachdem ich das alles ausgereizt hatte und so ziemlich jede Störung in meinem System bearbeitet und ausbalanciert hatte, beschloss ich irgendwann, fortan einfach gesund zu sein. Hat über drei Jahre lang wunderbar funktioniert. Ich war gesund und munter. Bis Corona kam. 

Mein Beraterstab

Alle Heiler sind abgetaucht

Plötzlich hänge ich wieder im alten Dilemma. Und niemand kann mir helfen. Mein Hausarzt empfängt keine Patienten mehr mit Erkältungssymptomatik. Und mein Heiler-Netzwerk ist nicht erreichbar. Weder John, der Transhealer aus Stansted, noch die hellsichtige Gina in Santa Barbara oder der Energieheiler Dr. Raichura im Aurobino-Ashram von Pondicherry – allesamt abgetaucht. Nicht mal Abinash, der halbnackte Priester aus dem Shiva-Tempel von Tiruvannamalai, der sonst 24 Stunden via WhatsApp für einen betet, reagiert auf meine Anfragen nicht. Vielleicht sind sie alle überlastet. Vielleicht haben sie auch nur Angst vor mir. Wissen sie doch bestimmt, wie hoch die Ansteckungsgefahr bei Telefonaten mit Schwerkranken wie mir ist. Schwere Zeiten für Hypochonder!

6 Kommentare

  1. Lubowski Lubowski

    Haaahaha. Love it

  2. Hansi Kraus Hansi Kraus

    vielleicht solltest du nur noch über Handy kommunizieren ,dann können die Scheißviren nicht mehr durch`s Kabel kriechen.
    Gruß vom Hansi

  3. julia julia

    Herrlich geschrieben, lieber Armin.

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