Ich bin in Tirol. Endlich. Da ich in meinem dortigen Bergdomizil nicht nur urlaube, sondern auch journalistisch arbeite, konnte ich mir einen Berufspendlerausweis organisieren, der mir den Grenzübertritt gestattet. Hat bei der Einreise zwar niemand genauer untersucht, aber gut, zumindest bin ich dadurch legal im Lande.
Die drei Mountainbiker, die letzte Woche in meiner Nachbarschaft über die grüne Grenze radelten, hatten in Ermangelung solch eines Ausweises jeweils 3.600 Euro zahlen müssen. Zwei weitere Deutsche, die es mit dem PKW über einen Forstweg probiert hatten, sind sogar im Knast gelandet. Ja, Menschen gehen Risiken ein, um hierher zu kommen. Aus gutem Grund, denn es ist herrlich hier.
Den Tiroler Handschlag muss man sich verdienen
Als der benachbarte Bauer auf meinem Berg mir zur Begrüßung die Hand entgegenstreckte, habe ich mich zwar kurz erschrocken, aber trotzdem nicht gezögert, zumal ich mir den Handschlag hart verdient habe. Ich bin als Neuankömmling vor zwei Jahren hier nicht gerade mit wehenden Fahnen empfangen worden. Ein Münchner Großstadtschnösel, da ist man gerne erstmal etwas skeptisch. Nicht ohne Grund. Hatten sich doch in der Vergangenheit einige Piefkes hier nicht zu benehmen gewusst und an Silvester von ihren Hütten aus Feuerwerk abgefeuert. Mitten im Natur- und Wildschutzgebiet. Nicht nur, dass der ganze Müll, der gen Himmel geschossen wird, auch wieder runterfällt, das Wild ist durch den Lärm so verschreckt, dass es sich eine Woche lang im Unterholz versteckt und lieber Hunger leidet, als zur benachbarten Futterstation zu kommen.
Kaffee? Nein, danke!
Gerhard würde mit solchen Menschen gerne kurzen Prozess machen. Aber da der Jäger nur auf Wild schießen darf, greift er zu anderen Mitteln, um derlei Gschwerl aus seinem Revier fernzuhalten. Und sei es nur ein martialischer Antrittsbesuch. Gerhard hatte mir gleich am ersten Tag auf den Zahn gefühlt. Mal kurz meinen Hintergrund abgeklopft und mir die Regeln auf seinem Berg erklärt. Das Ganze natürlich schwerbewaffnet im Tarnanzug, um seine Autorität zu unterstreichen.
Der nächste Besucher war Toni. Um zehn Uhr morgens schaute er vorbei, weswegen ich ihm natürlich einen Kaffee anbot. „An Kaffee? Na, wirkli ned, sowas hat’s hier oben noch nie geben.“ Toni war stinksauer und ohne weitere Erklärung von dannen gezogen. Ich hatte mir dann selber zusammengereimt, dass er wohl kein Teetrinker ist, sondern eher Hochprozentiges zum Frühstück gewohnt ist. Meinem nächsten Besucher, Thomas, ein Handwerker, der mir bei ein paar Reparaturen half, bot ich dann wahlweise Kaffee oder Bier an. Natürlich entschied sich Thomas um neun Uhr früh für’s Bier. Als er um elf Uhr zum nächsten Kunden weiterfuhr, hatte er drei Bier und einen Schnaps intus. Ganz normaler Tirol Style. Ich habe dazu gelernt und mich angepasst.
Ob China oder Tirol, alles dasselbe
Bier, Schnaps und Speck habe ich für Gäste immer vorrätig. Dass ich selber morgens nicht mittrinke, fanden sie zwar anfangs etwas unhöflich, aber gut, ein paar Defizite kann man einem Piefke ja durchaus zugestehen. Dass ich kein Fleisch esse, kann der Jäger gut verstehen, denn er würde auch niemals Fleisch essen, dass er nicht selber geschossen hat. Das ist jedoch kein Freibrief, der mich davon entbindet, mit ihm frisch ausgeweidete Hirschkadaver ins Tal zu schaffen, wenn keine andere Hilfe zur Hand ist. Ja, ich habe im Zuge der Assimilation ein paar neue Erfahrungen gemacht – ähnlich exotisch wie in China – und mir dadurch das Wohlwollen der Nachbarschaft erschlichen. Sie haben mir mittlerweile sogar verziehen, dass ich die Hanfplantage meines Vorpächters nicht weiterbetreibe. War wohl seine Methode gewesen, um sich hier oben beliebt zu machen.
Wenn sich die gemobbten Kinder später an der Welt rächen
Vielleicht wäre Kiffen gar nicht die schlechteste Idee, um das ganze Corona-Gedöns zu ertragen. Ich habe mich wochenlang an die meisten Regeln gehalten und es nicht gewagt zu jammern oder zu protestieren, sondern habe treu doof alle möglichen Beschneidungen meiner persönlichen Freiheiten über mich ergehen lassen, immer im guten Glauben, dass die schon alle wissen würden, was sie tun. Vielleicht war das der Chinese in mir. Der hat sich mit Einführung der Maskenpflicht jetzt verabschiedet. Es war eigentlich nur ein i-Tüpfelchen in Sachen Staatsräson, aber es hat mein Fass trotzdem zum Überlaufen gebracht. Ich bin nicht mehr gewillt ein braver Exil-Chinese zu sein. Allein schon, weil die Rahmenbedingungen hier nicht die gleichen sind wie in China.
Das chinesische System hat nämlich den Vorteil, dass da nur einer Anweisungen gibt und man sich daher nicht den Lärm von unzähligen Nebendarsteller reinziehen muss. Ich kann das Gekläffe der ganzen Terrier rund um Angela Merkel nicht mehr ertragen. Jeder schmeißt irgendwas in den Raum, Hauptsache laut, Hauptsache kontrovers, Hauptsache man zieht irgendeinen Nutzen für sich selbst aus der Krise. Es geht um Aufmerksamkeit und daher natürlich auch gerne um Personalien, denen es an Selbstwertgefühl mangelt. Man kennt das ja, dass diejenigen, die in der Kindheit gemobbt und misshandelt wurden, sich später dafür gerne an der Menschheit rächen. Was unserem Gesundheitsminister in der Kindheit alles widerfahren sein muss, mag ich mir angesichts seines Habitus gar nicht vorstellen.
Human Design System – die energetische DNA
Ich habe mir daher mal seine astrologischen oder auch kosmischen Potentiale im Human Design System (kurz HDS) angeschaut. Ein wissenschaftliches Instrument, das, basierend auf detaillierten Geburtsdaten, sehr dezidiert Auskunft darüber gibt, welche Potentiale der jeweilige Mensch vom Universum mit auf den Weg bekommen hat. Im HDS findet man Erklärungsansätze für alle möglichen menschlichen Entwicklungen. Warum Beckenbauer der perfekte Kapitän war, warum Avici sich das Leben nahm, warum Brad Pitt suchtkrank ist oder warum Mesut Özil mit weniger Training besser spielt. Ein professioneller HDS-Analyst, wie Claudia Düllberg, die mir die folgenden Charts freundlicherweise zukommen ließ, könnte solch einer Grafik alle möglichen intimen Details entnehmen. Liebesleben und Verdauungssystem inklusive.
Wenn Kranke einem erklären was gesund ist
Bei der Betrachtung von Herrn Spahns Potentialen, fällt zunächst mal auf – wer hätte das gedacht – dass er keiner ausgefallenen Spezies Mensch angehört. Spahn ist, wie rund 70 Prozent der Menschheit, ein sogenannter Generator, eine Arbeitsbiene, dessen Lebensglück vom Arbeiten abhängt. Wohlgemerkt sollte es die richtige Arbeit sein. Um die Berufswahl und auch andere gesunde Entscheidungen zu treffen, sollte sich solch ein Generator unbedingt an seinem Bauchgefühl orientieren. Leider scheint Herr Spahn kein Bauch- sondern eher ein Kopfmensch zu sein. Und was in seinem Kopf so herumspukt, das lässt er uns ja immer wieder wissen.
Die wichtigste Stolperfalle des Herrn Spahn ist jedoch seine sogenannte Emotionale Autorität. Für emotional gesteuerte Menschen gilt ein Gebot vor allen anderen: Niemals spontane Entscheidungen treffen! Einfach weil solch ein Mensch keine klare Wahrnehmung im Hier und Jetzt hat. Seine Wahrnehmung wird immer durch seine Emotionen getrübt. Vereinfacht: Was er heute Nachmittag gutfindet, kann er morgen früh schon wieder schlecht finden. Das ganze Zalando-System beruht darauf. Die Hausfrau kann ihre Schuhe jedoch zurücksenden, Herr Spahn kann das, was er einmal rausgehauen hat, nicht zurücknehmen. Zumindest nicht ohne sich selbst ad absurdum zu führen.
Noch vor einem Jahr sagte er uns, dass jedes zweite Krankenhaus überflüssig sei. Auch war er der Meinung gewesen, dass Allgemeinmediziner, Gynäkologen und Kinderärzte einfach mehr arbeiten und mehr Sprechstunden anbieten sollten. Vielleicht hätte er meinem Hausarzt, Dr. Bäumler, mal ein paar Tage über die Schulter schauen sollen, um zu sehen, wie der sich täglich in seinen Sprechstunden den Arsch aufreißt. Vielleicht hätte er sich aber auch einfach nur bei der Berufswahl etwas mehr Zeit lassen sollen. Mal reinfühlen in seine Potentiale. Vielleicht wäre aus ihm ja ein großartiger Friseur oder Bademeister geworden.
Wie auch immer, Herr Spahn wäre auch heute noch gut beraten, endlich das emotionale Wellenreiten zu lernen. Stattdessen verlässt er eine vertrauliche Sitzung, in der man sich rund ums Thema einer möglichen Impfpflicht austauschte, um sofort vor laufenden Kameras alles zu verpetzen. Klar, dass der Jens früher Klassenkeile bekommen hat. Klar, dass der Junge alte Verletzungen mit sich rumschleppt. Vielleicht hätte er mal therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen sollen, um das aufzulösen, anstatt uns zu sagen, was gesund oder ungesund ist.
Was Söder, Obama und Khomeni gemein haben
Natürlich habe ich mir auch mal die Potentiale meines Intimfreundes Markus Söder angeschaut. Jetzt weiß ich, warum er mich seit Wochen so triggert und ich ihn so niedlich finde. Markus ist, wie ich auch, ein Projektor. Quasi ein Seelenverwandter. Nicht, dass wir alle gleich wären, nein, aber zumindest in der Grundstruktur ist man sich als Projektor so ähnlich, dass man sich gerne zueinander hingezogen fühlt.
Projektoren sind die Aristokraten unter den Menschen – geborene Führer, Vorbilder, Lehrer, Idole oder auch nur Blogger. Ein Projektor sticht immer, unabhängig von äußerlicher Attraktivität, aus der Masse heraus. Projektoren haben einfach Strahlkraft. Wenn sie die richtig einsetzen und mit Kompetenz paaren, sind sie die perfekten Anführer. Barack Obama ist solch ein Beispiel. Der Ayatollah Khomeini auch.
Mehr Schein als Sein
Ein Stolperstein der Projektoren ist, dass man in sie gerne viel reinprojiziert. Auch gerne mehr als drin ist. Söder wäre daher gut beraten, auch hinter der Fassade durch Kompetenz zu glänzen. Dann könnte er ganz groß werden. Er ist gut verwurzelt und daher stressresistent, was in seiner Branche ja nicht verkehrt ist. Darüber hinaus ist er, ähnlich wie die Rehe in meiner Nachbarschaft, mit sehr guten Überlebens-Instinkten gesegnet. Er kann daher, im Gegensatz zu Herrn Spahn, ruhig spontan handeln, wenn er das Gefühl hat, dass es für seinen Fortbestand gesund ist. Nichts anderes tut er ja seit Wochen. Immer vorpreschen. Wie gesund seine Motivation dafür ist, darf dennoch infrage gestellt werden.
Energetisches Potenzial zum Kanzler ist da
Söder hat seine Potentiale nicht im Griff. Das haben die wenigsten Menschen, aber die wenigsten haben so ein Megapotential wie Söder mit auf den Weg bekommen. Er ist mit einer unglaublichen Offenheit gesegnet. Markus Söder könnte nicht nur die Bundeskanzlerin, sondern auch den Dalai Lama ablösen, wenn er sich korrekt leben würde.
Das Problem, dass solch eine Offenheit mit sich bringt, ist jedoch, dass man gerne von seiner Umwelt konditioniert und somit fehlgeleitet wird. Einfach weil solche Menschen zu rezeptiv für Schwingungen von außen sind. Trotzdem hat man es natürlich in der Hand, ob man seinen eigenen Weg oder den der anderen geht. Aber als Marionette kann man es ja in der Politik auch sehr weit bringen.
Ob der kleine Markus genug Liebe bekommen hat?
Für eine gesunde Entwicklung hätte ein Kind wie Markus ganz besonders viel Feingefühl, Aufmerksamkeit und Anerkennung gebraucht. Es ist getrost davon auszugehen, dass der kleine Markus dies nicht in erforderlicher Dosis bekommen hat. Die Eltern haben als Bauunternehmer hart gearbeitet und die Mama war noch dazu dialysekrank. Sie hatten daher bestimmt andere Prämissen. Das kann bei so einem zarten Rehlein wie Markus tiefe Wunden hinterlassen haben. Allein eine mündliche Abmahnung des Vaters, kann für so ein hochsensibles Wesen brutaler sein, als die körperliche Misshandlung für ein anderes Kind. Lasst uns noch einen dämlichen Lehrer und ein paar gemeine Klassenkameraden hinzufügen und das Kind ist gezeichnet fürs Leben. Was soll aus dem noch werden? Bestimmt kein Dalai Lama mehr! Aber vielleicht reicht’s ja noch zum Bundeskanzler.