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Was für Nebenwirkungen?

Podcast

Abendessen auf dem Balkon. Es hat 25 Grad. Ed Sheeran spielt im Hintergrund. Das Essen schmeckt. Der Wein auch. Das Leben ist schön. Im Eifer des Wok-Gefechts rutscht das iPhone vom Tisch und knallt sieben Meter tief in den Innenhof. Upps. Vivien: „Oh, iPhone dropped.“ Ich: „Yes.“ Sie: „Pitty.“ Ich: „Yes.“ Wir essen gemütlich zu Ende, trinken noch ein Gläschen, und ich gehe schließlich runter, um das Telefon einzusammeln. Nur eine kleine Sequenz, aber eine mit Symbolkraft. Noch vor einem Jahr hätte ich in der gleichen Situation die Krise bekommen. Heute: Scheiß drauf! Das Teil ist eh versichert. Die Pandemie hat ihre Spuren hinterlassen. Ich war nie entspannter. 

Sechsmal Moderna, bitte!

Vielleicht bin ich so entspannt, weil sie meinem Vakzin irgendwelche Psychopharmaka beigemischt haben. Bei der Dosis, die ich bekommen habe, würde das einiges erklären. Bei meinem ersten Termin, im Münchner Impfzentrum-Riem, war ich leicht überdreht und hatte die Sanitäterin dermaßen bespaßt, dass diese vor lauter Ablenkung meine erste Dosis fallen ließ. Unser Theater machte sich der Herr in der Nachbarkabine zunutze, schnappte sich vier Ampullen und rannte raus. Große Aufregung. Security hinterher. Auf dem Parkplatz wird der Vakzin-Räuber schließlich gestellt. Die Ampullen gehen im Handgemenge zu Bruch. Ich hatte somit im ersten Anlauf schon sechs Dosen zu verantworten.

Ja, das waren noch Zeiten als man für eine Impfung noch Leib und Leben riskierte. Als sich die Impfdrängler in den Impfzentren noch die Klinke in die Hand gaben. Als plötzlich alle ihre Freundinnen schwängerten und ihre todkranken Omis pflegten. Als das Impfen noch was wert war. Etwas, das man demütig und dankbar empfing.

Wenn der Impftermin zum Albtraum wird.

Dem zuständigen Weißkittel bei meinem zweiten Impftermin war mein Auftreten wohl nicht demütig genug. Ihre Blicke sprachen Bände. Der verbitterten Mitfünfzigerin missfiel offensichtlich, wie ich mit meiner halb so alten Partnerin im Gang vor ihrer Kabine rumalberte und Selfies machte, anstatt demütigst um mein Vakzin zu bitten. Womöglich hatte ihr Mann sie wegen einer Jüngeren sitzen lassen. Womöglich sogar wegen einer Asiatin. Vielleicht hatte sie einfach nur beim Strohalmziehen den Kürzeren gezogen und vollzog hier irgendeinen Strafdienst. Aber egal was, die Dame war zornig und frustriert. Und ich musste es ausbaden.

Merke: Bei Impfern gelten die gleichen Regeln wie bei Verkehrspolizisten!

Sie bestand darauf, dass ich die Kabine alleine betrete, insofern ich denn überhaupt wirklich geimpft werden wolle und es mir denn überhaupt ernst sei mit dem Impfen und so, es gäbe sonst schließlich genug andere, die es eiliger hätten als ich… Ich ließ mich zu einem kleinen Schlagabtausch hinreissen, nicht wissend, dass im Umgang mit Impfpolizisten die gleiche Grundregel wie bei Streifenpolizisten gilt: Einfach die Klappe halten! Natürlich war ich infolge total verkrampft, als sich die Nadel in meinen Muskel bohrte. Und natürlich hatte ich tagelang Schmerzen. Und natürlich auch schlechte Laune. In pandemischen Zeiten, in denen das Gros der Menschen plötzlich viel liebenswerter und empathischer ist als vorher, knallen einem Psychos einfach viel tiefer ins System. So viel zum Thema Nebenwirkungen. 

Karl Lauterbach? Nein, danke!

Von derlei Nebenwirkungen haben die Lauterbachs dieser Welt natürlich keine Ahnung. Warum der Knilch, der keinerlei relevantes Amt innehat, uns ständig ungestraft mit seinen faschistischen Corona-Phantasien zuschwallen darf, verstehe ich nicht. Ok, er arme Kerl hat kein Glück in der Liebe und träumt von einer Partnerin, wie er unlängst in einem Interview mit der Bunten kundtat, was natürlich einiges erklärt, aber trotzdem kein Grund ist, uns ständig mit Hass, Angst und Panik zu vergiften. 

Peter Maffay hat uns die EM gekostet.

Kein Wunder, dass es immer mehr Impfschwänzer gibt. Uschi Glas und Günther Jauch halten bestimmt niemand vom Schwänzen ab. Ärmel hoch, damit ich weiterhin schlechte Filme drehen und billigen Riesling beim Discounter verkaufen darf. Echt jetzt? Wer denkt sich solche Kampagnen aus? Wahrscheinlich die gleichen, die Peter Maffay im Wembley Stadion für die deutsche Nationalmannschaft haben singen lassen, während die Engländer von Ed Sheeran eingepeitscht wurden. Kein Wunder, dass wir verloren haben. Der Schnulzenrocker, den meine Oma immer ganz gerne hörte, hat uns die EM gekostet.

Wie soll man nach solch einer Begegnung noch Fußballspielen?

Plötzlich sind alle Gay – sogar Volkswagen!

Von wegen Jogi Löw ist schuld. So ein Blödsinn. Weiß man doch, dass Jogi eigentlich Helene Fischer-Fan ist. Und nein, Männer die Helene Fischer hören, sind nicht zwangsweise schwul. Jogi hat das im Interview mit der Zeit gerade nochmal klargestellt. Aber wäre ja auch egal, denn gleichgeschlechtliche Liebe ist, dank Viktor Orban, ja aktuell eh total angesagt. Jeder noch so Menschenverachtende Konzern schmückt sich derzeit mit Regenbogenfarben. Sogar Volkswagen. Belogen, betrogen und verpestet haben sie Gott und die Welt. 32 Milliarden Euro Wiedergutmachung haben sie leisten müssen. Und jetzt nochmal 500 Millionen Euro wegen illegaler Kartellabsprachen mit BMW. Aber klar, VW ist weltoffen, VW verurteilt korrupte Despoten, und natürlich gibt’s bei VW jede Menge Transen, Schwule und Lesben in den Vorstandetagen.

„Sie nannten mich Negerschwein!“

Für echte Aktivisten, wie Jimmy Hartwig, hat Volkswagen trotzdem nichts übrig. Der erste farbige Profispieler der Bundesliga, wurde früher regelmäßig als „Negerschwein“ ausgebuht, wenn er ins Stadion einlief und weiß daher genau was Ausgrenzung bedeutet. Mittlerweile ist Jimmy beim DFB als Botschafter für Vielfalt, Fair Play und Respekt tätig und macht sich gegen Rassismus und Homophobie stark. „Fußball ist für mich der größte Integrationsantreiber der Welt. Wenn du vom All aus, einen Fußball auf die Erde fallen lässt, werden sich, wo auch immer der Ball liegen bleibt, sofort fünf oder sechs Kinder finden, die zusammenspielen – egal, wo sie herkommen oder wie sie aussehen. Da müssen wir ansetzen. Bei den Kindern. Es gilt ihnen zu vermitteln, dass wir vor dem lieben Gott alle gleich sind.“

Filmempfehlung zum Thema Rassismus im Fußball: 

https://www.amazon.de/Schwarze-Adler-Gerald-Asamoah/dp/B0925KZSWX/ref=sr_1_2?__mk_de_DE=ÅMÅŽÕÑ&crid=3HDWXKQ1S6LXG&dchild=1&keywords=rassismus+fussball&qid=1626011436&s=instant-video&sprefix=Rassismus%2Cinstant-video%2C276&sr=1-2

Um das sechsseitige Interview rund um Jimmys Regenbogen-Engagement, sowie seine Vorliebe für schnelle Autos in einem Automagazin fotografisch zu untermalen, hatten wir bei Volkswagen, dem offiziellen EM- und DFB-Sponsor, einen Wagen angefordert. Der wurde uns zunächst zugesagt und dann am Vorabend des angedachten Shootings einfach kommentarlos wieder abgesagt. So viel zum Thema VWLBGTQ.

Da das Autofahren ausfiel, konnten wir in Ruhe ein paar Gläschen von Jimmys eigenem Weißburgunder trinken.

Mit Juristen muss man kein Mitleid haben.

Wäre interessant zu wissen, wie viele Autokonzerne bei der Kampagne zur Demontage der grünen Kanzlerkandidatin beteiligt sind. Aus allen Rohren wird auf die Dame geschossen. Ok, sie stellt sich selten dämlich an, man hat ihr offensichtlich nicht gesagt, dass man in der Liga nicht über seine Fehler, sondern über den Umgang mit selbigen stolpert, aber egal, trotzdem steckt da System dahinter, keine Frage. Man könnte fast Mitleid mit ihr haben. Aber Frau Baerbock ist studierte Juristin, und mit dieser Spezies muss man kein Mitleid haben. 

Das Beste am neuen Kanzler ist sein Vorname.

Der neue Bundeskanzler wird dann wohl Armin Laschet heißen. Was soll man dazu sagen? Es war ja klar, dass es nach Merkel erstmal nur schlechter werden kann. Zumindest hat es den Vorteil, dass man fortan meine Deutsche Nationalität nicht mehr anzweifeln wird. Seit jeher muss ich immer und überall erklären, dass Armin sehr wohl ein deutscher Name sei. Und Deutschsein ist ja schon was wert. Also nicht nur wegen unserem privilegierten Leben in einem funktionierenden Sozialstaat, sondern auch wegen dem Ansehen im Rest der Welt. Egal wo ich hinreise, ich ernte oft Vorschusslorbeeren nur wegen meinem deutschen Pass. Und sei es nur wegen Schweinsteiger oder weil Biertrinker per se ja keine schlechten Menschen sein können. Aber vor allem wegen den vermeintlich typisch deutschen Tugenden wie Pünktlichkeit, Fleiß und Disziplin. So jemand kann man trauen, mit so jemand kann man Geschäfte machen. Ich habe davon schon öfters profitiert.

In China hat man als Deutscher gute Karten. Für die Chinesen verkörpern wir alles, was sie sich selber gerne wünschen.

Die da oben machen was sie wollen…

Umso befremdlicher, wenn ich hierzulande mit der gängigen Systemkritik konfrontiert werde: Die da oben machen doch mit uns hier unten was sie wollen. Alle korrupt. Denen sind wir doch scheißegal. Ja, man kann eigentlich nur noch auswandern, wie Jens, Tischnachbar in ein Berliner Kneipe, mir letzte Woche erklärte. Irgendwohin, wo man einfach freier ist und auch nicht so viele Steuern zahlen muss. Also nach Dubai oder Malta oder so. Da sei das Wetter zudem besser und da würde einem niemand auf der Nase rumtanzen. Is klar, Jens. Wieviel Steuern zahlst du denn so? Ich zahle überhaupt keine Steuern. Ich mache alles schwarz, bin doch nicht so blöd, denen da oben was von meiner Kohle abzugeben. Nee, bloß nicht, Jens, geh lieber nach Dubai.

Das Berliner Lebensgefühl ist durchaus unterhaltsam.

Ick lass mir doch nischt verarschen…

Wäre ja schön, wenn derlei Gestalten alle nach Dubai abhauen würden, aber es gibt einfach zu viele von ihnen. Vor allem in Berlin. Schon der Taxifahrer, der mich vom Bahnhof zum Hotel brachte, genierte sich nicht, via Freisprechanlage mit dem Jobcenter zu telefonieren, um seine Stütze zu reklamieren, da er immer noch erwerbslos sei.

Während einem abendlichen Streifzug durch den Kiez dann immer wieder der gleiche Duktus. Ein Viertel aller Berliner Kneipen mussten seit Pandemiebeginn ihren Betrieb für immer schließen. „Weil die versprochenen Corona-Hilfen nie angekommen sind. Die haben uns total verarscht.“

Dass „Umsatz gleich Gewinn“ ein gängiges Geschäftsmodell in Berlin ist, und viele Bilanzen daher keine Corona-Hilfen rechtfertigen, wird dabei gerne ignoriert. Aber egal, so ist das eben in Berlin. Alles anders hier. Schön anders. Und vor allem sehr unterhaltsam.

Das Leben ist schön. Auch in Berlin.

Was ist mit den Impfprivilegien?

Weniger unterhaltsam war die Bahnfahrt nach Berlin. Die Klimaanlage funktionierte nicht, was einen Geimpften, trotz 30 Grad, nicht von der Maskenpflicht befreit. Von den versprochenen Impfprivilegien habe ich noch nichts mitbekommen. Ich empfand die Diskussion darüber zwar immer etwas pervers, aber gut, nachdem ich den ganzen Zirkus mitgemacht habe, würde ich schon auch gerne davon profitieren. Nach Shanghai darf ich trotzdem nicht. Nach Tokio auch nicht. Aber dafür darf ich wieder nach Pullach. Zu meiner Freundin Bibi Johns. Sie ist 92 Jahre alt und empfängt verständlicherweise nur geimpften Besuch. Bibi ist somit der einzige Grund für den sich das Impfen bisher gelohnt hat.

Für meinen Berliner Jobtermin musste ich trotzdem einen negativen Test vorlegen. Wie gut, dass man Schnelltests in der Hauptstadt binnen fünf Minuten via Whatsapp ordern kann. Kostenfrei. Also für mich, nicht für die da oben, eh klar. Genauso einfach zu bestellen wie eine Pizza oder ein paar Gramm Kokain. Demnächst wird es dort womöglich auch Vakzin über Whatsapp geben. Berlin halt.  

Als Bibis Telefonjoker bei Kai Pflaume

2 Kommentare

  1. Weiwei Weiwei

    Haha especially like the example of dropping the phone in first paragraph! Relaxing couple ?

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